Das Erwachen der Menschenseele
Kapitel 14 aus dem Johannes-Evangelium lesen.
Die Menschenseele zu erwecken, heisst, sie der Güter bewusst zu machen, welche ihr gegeben wurden, und sie zu umfassen.
In der Welt, in der ihr lebt, gibt es bestimmte Illusionen, unwichtige Dinge genannt. Trotzdem beginnen alle mit dem Unwichtigen. Zum Beispiel sehen abends viele Dinge furchterregender aus, als sie in Wirklichkeit sind. Warum? Weil es dann weniger Licht gibt. Daraus ziehe ich die Schlussfolgerung: Wichtige Dinge sind jene, welche sich im Licht ereignen, aber unwichtige sind jene, welche sich in der Dunkelheit ereignen. Du begegnest einem Menschen, der dich sonderbar anschaut. Du denkst: Warum schaut mich dieser Mensch so an? Was will er damit sagen? Nichts will er sagen. Das Gesicht dieses Menschen ist sonderbar. Wenn du die Masken siehst, die zu einem Maskenball verkauft werden, haben einige davon weit aufgerissene Augen, andere einen verschleierten Blick, dritte sehen böse aus. Wie ihr seht, gibt es auch im Leben unterschiedliche Gesichter. Warum reißt dieser Mensch seine Augen so weit auf? – Das ist eine Maske, eine Illusion, es ist keine Realität. Irgendein Maler hat die Maske gemalt. Für dich ist es wichtig, wachsam zu sein, wenn der Maler die Maske bringt, um zu verstehen, ob das, was du siehst, Wirklichkeit ist oder eine Illusion.
Beim Erwachen soll die Seele die Dinge nicht unter ihrem Standpunkt betrachten, sondern vom Standpunkt Gottes oder des Geistes Gottes aus. Nur auf diese Weise wird sie sich richtig entwickeln. Die Seele stellt ein kleines Universum dar, mit unzähligen Schätzen, mit unzähligen Begabungen und Fähigkeiten. Ihr werdet sagen, dass die Seele ein kleines Universum ist. Ja, ein kleines Universum mit großen Schätzen. Es ist eine Kunst, diese Schätze nicht zu verzehren, sondern sie zu bearbeiten. Ihr wollt glücklich sein. Jedem kann ich berechnen, wie lange er glücklich sein wird. Das Glück eines Menschen kann ein Jahr lang dauern, das eines anderen eine Stunde, eines dritten einen Tag, eine Woche oder einen Monat. Nur wenige können ein ganzes Jahr lang glücklich sein. Zum Beispiel, du magst Früchte, du willst dich nur von Kirschen ernähren, du bevorzugst sie. Du sagst: Solange es Kirschen gibt, bin ich glücklich. Wie lange wirst du glücklich sein? Solange du Kirschen hast. Nachdem sie überreif geworden sind, ist dein Glück zu Ende. Eine Sängerin bereitet sich auf ihren Bühnenauftritt vor und denkt, dass alle sie bewundern werden. Sie lebt in einer Scheinwelt. Steht sie dann auf der Bühne, sieht sie, dass es nicht so ist. Also gibt es zwischen der wirklichen Welt und der Scheinwelt einen großen Unterschied. In der Scheinwelt gibt es keine Schwierigkeiten. Dort ordnen sich die Dinge leicht, ohne Schwierigkeiten.
Einmal bildest du dir ein, dass du einen großen Garten von zehn Hektar gekauft hast. Du stellst dir vor, wie du ihn bearbeiten, schöne Obstbäume und duftende Blumen pflanzen wirst. Du siehst, wie sie wachsen, blühen und die Früchte reif werden. Du pflückst das Obst und verkaufst es. Bald bist du ein reicher, allen bekannter Mensch. Leicht wirst du ein reicher und angesehener Mensch. Ohne Mühe, nur mit der Kraft deiner Einbildung, erreichst du alles. Wenn du jedoch nur in deiner Einbildung lebst, wirst du jenem jungen Zigeuner ähnlich sein, der Milch in die Häuser getragen hat. Er träumte Folgendes: Wenn ich die ganze Milch verkaufe, kaufe ich mir ein Huhn, damit es mir Eier legt. Ich werde solange Eier verkaufen, bis ich das Geld für ein Schaf oder eine Ziege verdient habe. Dann verkaufe ich die Schafsmilch und eines Tages verkaufe ich auch das Schaf. Mit dem verdienten Geld werde ich mir eine Kuh kaufen. Derart stellte er sich vor, wie er reich und schließlich Millionär werde. Zuletzt sagte er sich: Als Millionär werde ich der Königstochter einen Heiratsantrag machen. In zwei, drei Jahren wird sie ein schönes Kind zur Welt bringen. Begeistert von seinen Träumen sprang er vor Freude auf, dabei fiel der Becher mit der Milch hinab und die Milch lief aus. Mit der Milch sind auch seine Träume zerplatzt.
Wenn ihr diese Anekdote hört, lacht ihr. Ihr seid dieser junger Zigeuner. In dieser Anekdote ist die Milch wichtig und nicht das Kind, das in Zukunft geboren wird. In der Einbildung vollziehen sich die Dinge leicht, aber wenn es um ihre Verwirklichung geht, ist es schwierig. Bis du etwas erreicht hast, werden deine Hände mit Schwielen bedeckt sein. Aber was du dabei errungen hast, wird fester und sicherer sein als das, wovon du nur geträumt hast. Damals wie heute leben die Menschen mit ihren Illusionen. Man muss sich von den Irrtümern seines Verstandes und seines Herzens befreien und man muss seine Wünsche verwirklichen. Die physische Welt ist ein Feld zur Verwirklichung der Göttlichen Welt. Der Makrokosmos ist die Göttliche Welt, welche im Mikrokosmos realisiert werden soll, d.h. in der physischen Welt. Wie die Fotografie das Bild verkleinert wiedergibt, so ist auch die physische Welt nichts anderes als das verkleinerte Abbild der göttlichen Welt. Manchmal sind die Illusionen genauso notwendig wie die wirklichen Dinge. Was nützt es, alles zu wissen, was passieren wird? Du liebst deinen Freund, du hast Vertrauen zu ihm und idealisierst ihn. Eines Tages wirst du ihm gegenüber misstrauisch und bist von der Freundschaft enttäuscht, aber du bist wenigstens in die Realität zurückgekehrt. In welchem Fall warst du glücklicher, als du zu deinem Freund Vertrauen hattest, oder als du enttäuscht wurdest? Du hast einen Sohn oder eine Tochter, in die du große Hoffnungen setzt. Eines Tages wirst du ihr gegenüber misstrauisch. Der Zweifel an deinem Nächsten ist Zweifel an Gott und umgekehrt. Der Zweifel an Gott ist Zweifel an uns selbst. Das Menschenleben steht noch nicht auf festem Boden. Der Grund für die Enttäuschung ist nicht äußerlich. Du willst besser leben als dein Nächster. Du willst im Vergleich zu mir ein reineres, tugendhafteres Leben führen. Ist das recht? Wenn du gut lebst, sollst du dasselbe auch den anderen wünschen. Sonst wirst du enttäuscht sein, du wirst leiden und dich quälen. Stelle ich hohe Ansprüche an mich, so sollte ich mich genauso auch den anderen gegenüber verhalten. Bin ich nachsichtig mit mir und den anderen gegenüber anspruchsvoll, dann ist das nicht in Ordnung. In diesem Fall legst du zwei Maßstäbe an. Du sollst aber nur einen Maßstab anwenden und dank dieses Maßes wirst du verstehen, was recht ist und was nicht, was Fehler ist und was Tugend. Unsere Fehler und unsere Tugenden sind vor Gott nicht so, wie wir sie bestimmen. Wie können wir das beweisen? Man hat festgestellt, dass wenn sich die materiellen Angelegenheiten eines Menschen verbessern, seine geistigen Angelegenheiten durcheinandergeraten. In der Tat gehen die materiellen Angelegenheiten der meisten Händler gut, aber seht mal, was sie in der geistigen Welt darstellen. Der arme Mensch hat kein Geld, kein Haus, aber er unterhält sich mit Gott und den Engeln. Er ist arm, jedoch sein Herz ist voller edler Gefühle und heller Gedanken.
Also, ihr sollt über ein richtiges Verständnis der Dinge verfügen. Solange ihr nicht zu einem neuen Verständnis des Lebens gelangt, werdet ihr immer in Verblendung leben. Es ist nicht leicht, sich von den Irrtümern zu befreien. Man muss die Auswege kennen. Wenn ihr sie nicht kennt, ist es so, als wäret ihr in einem Labyrinth, aus dem euch keiner herausbringen kann. Der Mensch muss den Ausweg im Leben kennen. Wie oft schon geriet sein Leben durcheinander! Für nichts und wieder nichts verzanken sich zwei Schwestern, sie können sich nicht leiden, sie können sich nicht einigen. Danach suchen sie nach dem Weg, wie ihre früheren Beziehungen wieder herzustellen sind, wie die Liebe, die vormals zwischen ihnen herrschte, zurückzubringen ist. Welches ist die Ursache dafür? Der Mensch hat sich nicht erkannt. Er lebt gleichzeitig in den drei Welten und stößt deswegen auf verschiedene Gedanken, Gefühle und Taten und er kann sie nicht in Einklang bringen, d. h. Harmonisieren. Falls er nur mit seinem physischen Verstand vorgeht, kann er die geistigen und die göttlichen Dinge nicht verstehen, und wenn er nur mit dem physischen Herzen vorgeht, kann er die göttlichen und die geistigen Arbeiten auch nicht verstehen. Wenn du die göttlichen Dinge mit deinem Verstand nicht verstehen kannst, wozu hast du diesen Verstand? Du musst deinem physischen Verstand den Verstand Christi hinzufügen, um die göttliche Welt zu verstehen. Eine komplizierte Angelegenheit ist das! - Wie werden wir uns mit dem ersten, zweiten und dritten Verstand zurechtfinden? Wir schaffen es nicht mit einem Verstand, wie schaffen wir es dann mit dreien? Der physische Verstand ist in uns, der göttliche über uns. Wir müssen uns an ihn halten. Beginnt mit dem göttlichen Verstand, die übrigen sind seine Hilfsmittel. Dasselbe gilt auch für das Herz. Von ihm wird in der Heiligen Schrift gesprochen. Es heißt, das Menschenherz sei steinern. In der Schrift steht geschrieben: „Ich werde ihm das steinerne Herz nehmen und ihm eines aus Fleisch geben.“ Mit anderen Worten: Ich nehme ihm das menschliche Herz und gebe ihm ein Göttliches. Jemand hat ein steinernes Herz, ihr sollt ihm deswegen nicht böse sein. Wie willst du mit solch einem Herzen die Welt verstehen?
Das steinerne Herz kann den Menschen nicht glücklich machen. Es ist kalt, kühl, mit dickem Schnee und Eis bedeckt. Ein ganzer Friedhof, mit Knochen bedeckt. Wie könntest du bei einem solchen Herzenszustand glücklich sein? Man wird dem Menschen dieses Herz wegnehmen und ihm ein neues geben. Kehren wir jedoch zur praktischen Seite des Lebens zurück, welche ihr selbst verstehen könnt. Angenommen, du bist in Verlegenheit. Worauf ist die Verlegenheit zurückzuführen? Sie ist ein Resultat des Nichtverstehens der Gesetze und Beziehungen in der Natur. Du stehst am Ufer eines breiten, tiefen Flusses und denkst, dass du ihn leicht durchwaten kannst. Das ist Einbildung. Wenn du aber versuchst ans andere Ufer zu kommen, siehst du, dass du in Gefahr bist. Das Wasser trägt dich weiter und jeden Moment kannst du ertrinken.Wenn du zu schreien beginnst, kommt schon von irgendwoher Hilfe. lug musst du sein! Du musst am Flußufer einen großen Pfahl einrammen und daran ein langes festes Seil binden. Halte das Seilende fest und bewege dich vorsichtig im Wasser. Allmählich gehst du immer tiefer und ertastest die Tiefe des Flusses. So sondierst du den Boden. Wenn du merkst, dass es tiefer wird, gehst du zurück. In diesem Falle stellt das Seil den menschlichen Verstand dar, an dem ihr euch festhalten sollt. Der Verstand kann euch auch unter den ungünstigsten Bedingungen retten.
Egal wie vielmal den Menschen von der geistigen Welt erzählt wird, sie können es schwer verstehen. Unter geistiger Welt verstehe ich die Welt der Engel. Dort geschieht alles mit magischer Kraft, mit magischer Geschwindigkeit. Es genügt, dass der Engel sein Stäbchen hochhebt, und sein Wunsch geht in Erfüllung. Wenn Gäste kommen, hebt er sofort sein Stäbchen und vor ihnen erscheint ein Tisch mit wunderbaren, schmackhaften Früchten. Die Gäste essen sich satt und gehen auseinander. Der Engel hebt wieder sein Stäbchen und der Tisch verschwindet. Wie wird eure Lage sein, wenn sich der Tisch nur mit einem Heben des Stäbchens deckt und abräumt? Ist diese Welt real? Es gibt etwas Reales und etwas Irreales, je nach eurem Verstehen. Das einzig Reale sind die Engel, mit denen ihr euch unterhalten könnt. Sie heben und senken ihr Stäbchen wirklich. In der physischen Welt ist das einzig Reale Gott, der sein Stäbchen hebt und senkt. Beim Heben des Stäbchens geht in Erfüllung, was er sich gewünscht hat. Nachdem er es abgelegt hat, verschwindet alles. Irgendeine Frau weint, sie wünscht sich ein Kindlein. Gott sagt: „Gebt dieser Frau ein Kind.“ Das Kindchen kommt zur Welt. Die Frau freut sich, wickelt es in Windeln, badet es, streichelt es, nennt es „mein Täubchen, mein Püppchen, mein Engelchen.“ Eines Tages wird es ein großes Genie werden. In ferner Zukunft kann es ein Genie werden, aber nicht jetzt. Es ist eine Puppe, mit der du spielst. Du fütterst es, ziehst es an, lehrst es, aber wenn es bekommen hat, was es braucht, stößt es dich mit den Füßen und sagt: „Ich will dich nicht mehr sehen, du hättest mich nicht zur Welt bringen sollen.“ Warum hat mir Gott so einen Sohn gegeben? Das, was du deinen Sohn nennst, ist eine lebendige Puppe, ist nicht jener wirklicher Sohn, geboren aus Geist und Wasser. Zuerst gibt Gott den Menschen lebendige Puppen, und wenn sie sich mit denen zurecht finden, gibt er ihnen Söhne und Töchter, lebendige Seelen. Wenn diese Seelen kommen, werden sie euch nicht fesseln und einschränken, ihr werdet sie nicht zweimal täglich baden wie die jetzigen Kinder. Sie werden keine kleinen und hilfslosen Kinder sein, sondern 33-jährige Jungfrauen und Jünglinge, in der vollen Blüte ihrer Entwicklung. Besteht die Notwendigkeit, diese Söhne und Töchter zu lehren? Ist es möglich, 33-jährige Jünglinge oder Jungfrauen zu gebären? Sie werden nicht von Mutter und Vater geboren, sondern vom Geist. In der Heiligen Schrift steht geschrieben: „Das vom Geist Geborene ist Geist; das von Fleisch und Blut Geborene ist Fleisch.“ Welcher Mensch ist von Gott geboren? Es steht: „Der von Gott Geborene tut keine Sünde.“ Von Gott geboren sein bedeutet, dass sich das Göttliche im Menschen offenbart. Du fragst: „Bin ich eine Puppe?” Du wirst nachdenken und dir selbst antworten. Das ist eine Philosophie, die ihr verstehen müsst.
Jeder soll sich die Frage stellen: „Wurde ich vom Menschen oder von Gott geboren?” Solange du daran zweifelst, dass du von Gott geboren wurdest, bist du eine lebendige Puppe. Sobald du davon überzeugt bist, von Gott geboren zu sein, wirst du spüren, wie du dich von deiner Last befreist und wie du neues Licht und Wärme gewinnst. Was macht der Mensch, wenn er in Verlegenheit kommt? Er beginnt Unterstützung von außen zu suchen, hoffentlich kommt da jemand ihn zu trösten, ihm die Wahrheit zu sagen. Es kann sich ein solcher Mensch finden, aber du sollst die Wahrheit verstehen. Du sagst: „Wie werde ich die Wahrheit verstehen, wenn sie sich ständig ändert?” Ich spreche von der ewigen, beständigen Wahrheit. Es ändern sich nur die vergänglichen, die vorübergehenden Dinge. Von Gott sagt man, er sei ewig und beständig. Das, was sich ändert, ist die sichtbare Realität; das, was ewig und beständig ist, ist das Wesentliche, d.h., die unsichtbare Realität. Auch im Menschen gibt es Dinge, welche sich nicht ändern. Sie deuten darauf hin, dass er von Gott herstammt. Das Unbeständige und das Beständige stellen die zwei Phasen des Lebens dar, d.h. Die beiden Realitäten. Ihr werdet entgegnen, dass sei Philosophie. Ja, Philosophie, aber sie gibt den Menschen die Möglichkeit, das Wesentliche im Leben zu erkennen. Stößt der Mensch auf Widersprüche, dann sagt er: „Bin ich nun eine Puppe oder eine lebendige Seele?” Wenn man dir jeden Tag verschiedene Ideen einprägt, dich hin und her schickt, wie man es für gut hält, bist du dann nicht eine Puppe? Heute bist du Sozialist, morgen Kommunist; heute bist du Vater, morgen Mutter; heute bist du Bruder, morgen Schwester; heute bist du Lehrer, morgen Schauspieler. Falls du dich jeden Tag von verschiedenen Sachen ablenken lässt, bist du dann keine Puppe? Du hast ein Buch geschrieben, in dem du Gott verneinst. Denkst du, mit deinen Argumenten die Menschen davon überzeugen zu können? Denkst du mit dem Wissen, das du besitzt, die Welt verbessern zu können? Das ist doch ein Vergnügen. Ich kann auf andere Weise beweisen, ob Gott existiert oder nicht. Ohne ein Buch schreiben zu müssen, kann ich beweisen, dass Gott existiert. Du bist ein Ungläubiger, der herumphilosophiert, und willst die Menschen davon überzeugen, dass es keinen Gott gibt.
Eines Tages machst du dich auf den Weg und wirst im Wald von der Dunkelheit überrascht. Die Nacht ist dunkel, kalt. Du hast kein Brot und findest kein Obdach. Ich lebe im Wald, wo ich die Zeit mit Arbeit und Nachdenken verbringe. Du gehst an meiner Hütte vorbei und sagst: „Enschuldigen Sie bitte, darf ich reinkommen, um mich zu wärmen?” Ich öffne die Tür und nehme dich freundlich auf. Ich zünde Feuer an, ich mache Wasser warm. Ich gestatte dir deine Füße zu waschen und dich aufzuwärmen. Ich gebe dir warme Kleider anzuziehen. Danach setzen wir uns an den Tisch und essen uns satt. Nachdem du gegessen und dich erholt hast, beginnen wir uns zu unterhalten. Ich frage dich: „Glaubst du jetzt, dass ich dich bewirtet habe?” – „Ich glaube es nicht. Beweise es.“ – „Wenn ich dich verprügele, wirst du glauben, dass ich dich verprügelt habe?“ – „Ich werde es wieder nicht glauben.“ – „Wenn ich dich noch ein paarmal schlage, wirst du dann glauben, dass ich dich verprügelt habe?“ Folglich: Solange die Menschen in der Fülle der Güter leben, glauben sie nicht an die Existenz Gottes. Dann sagt Gott: „Schlagt diesen Menschen ein paarmal mit dem Stock.“ Nachdem er eine Tracht Prügel mit dem Stock bekommen hat, sagt er: „Ich habe etwas Schreckliches erlebt! Ich habe die Realität der Dinge verstanden.“ Also dieser Mensch beginnt auf eine negative Art an Gott zu glauben. Das ist die falsche Methode.
Die gegenwärtigen Menschen treten allmählich in eine neue Lebensphase ein und beginnen die Äußerungen der göttlichen Liebe zu verstehen. Was fordert die Liebe? Sie fordert von jedem Menschen zu lieben, ohne zu erwarten geliebt zu werden; Gott zu lieben, ohne etwas von ihm zu erwarten. Du musst von Gott wollen, dass er in dir lebt und durch dich seine Liebe äußert. Falls du nichts von Gott willst, so gibt er dir auch nichts. Es soll dein Wunsch sein, dich an Gott zu wenden. Der Einzige, der die Menschen verändert, ist Gott. Egal, welcher Wandel in dir geschehen ist, sage nicht, Gott habe dies gemacht. Das ist nicht zu beweisen. Darüber kann man nur schweigen. Dass Gott in mir lebt, darüber rede ich auch nicht. Jeder soll sich selbst von der Wahrheit überzeugen. Falls Gott in mir lebt, werden auch die Menschen in meiner Nähe meine Liebe wahrnehmen. Sie ist in solcher Fülle, dass immer ein Überfluss bleibt. Trink aus dem Wasser meiner Quelle so viel du willst. Iss dich satt an den Früchten meines Gartens. Was du brauchst, findest du bei mir. Sichere dich nicht für den morgigen Tag ab. Ich habe alles. Komm zu mir, um deine Bedürfnisse zu befriedigen.
Christus sagt zu seinen Schülern: „Vertraut auf Gott und vertraut auf mich.” Das heißt: Glaubt an das Absolute, welches sich nicht verändert. Glaubt an mich, der die Ursache für die Veränderung der Dinge erklärt. Heute macht man Versuche, die Gründe für die Widersprüche in der Wissenschaft und der Philosophie zu erklären. Die Wissenschaft ist die eine Seite der Realität und die Philosophie die andere. Deshalb sind sie bestrebt das Absolute, das Metaphysische, das Unveränderliche zu erklären. Das Ziel der Wissenschaft und der Philosophie besteht darin, die Realität zu erkennen und sie anzuwenden. Eine der Aufgaben des Schülers ist es, Gott zu prüfen und zu erkennen. Welche Versuche ihr auch macht, ihr werdet ihm gegenüber immer misstrauisch sein. Man sagt dir: „Halte dich heute auf der Strasse auf und warte dort. Um zehn Uhr vormittags wird ein Herr vorbeikommen.“ Ihr werdet euch an dem bestimmten Platz aufhalten und warten. Ihr kennt ihn nicht, aber ihr werdet von ihm erwarten, dass er kommt, um euch zu helfen. Was passiert mit euch? Ihr nehmt von Zeit zu Zeit eure Uhr heraus und schaut, wann es zehn Uhr wird, um euch mit diesem Menschen zu treffen. Aber zwischen eurer Uhr und jener des Herrn, den ihr erwartet, gibt es einen Unterschied. Seine Uhr geht ungefähr eine halbe Stunde nach. Ohne es zu wollen, wird er sich verspäten. Ihr macht euch Sorgen und denkt: Unser Treffen hat nicht stattgefunden. Ginge die Uhr richtig, wäre er niemals zu spät gekommen. Er ist pünktlich, er kommt zum vereinbarten Zeitpunkt. Dass die Uhr nicht richtig geht, ist nicht seine Schuld. Solange ihr innerlich unruhig seid, in eurem Verstand, in eurem Herzen, in eurer Seele, kommt er nicht. Überhaupt, je mehr man sich Sorgen macht und zweifelt, desto größer ist der Abstand zwischen dem Menschen und seinem Nächsten. Sobald sich euer Herz beruhigt hat und euer Verstand stabil geworden ist, ist er in der Nähe und bald trefft ihr euch. Es gibt Momente im Leben, da leuchtet im Menschen eine innerliche Freude auf. Man erträgt alle Widersprüche und sagt: „Ich bin zu jeder Arbeit bereit. Ich bin zu allem bereit.“ Sobald du sagst, dass du bereit bist alles zu tun, was Gott von dir verlangt, dann stehst du auf der richtigen Seite, du bist in der Realität des Lebens. In dem Moment kommt jener, den du erwartest. Er wird dir die Hacke bringen, die erste Lektion erteilen. Du wirst eine große innere Freude empfinden, dass du deinen Meister gefunden hast. Er spricht zu dir vom neuen Leben und von seinem inneren Sinn. Derjenige, welcher seinen Meister gefunden hat, hat auch die Freude und den Sinn des Lebens erkannt. Jede Tür ist für ihn geöffnet. Es ist unmöglich, dass die Menschen dich hassen, wenn Gott in dir lebt. Dort, wo Gott eintritt, wird man ihn entweder annehmen oder vor ihm fliehen – nur eines von beiden. Das ist ein Gesetz. Warum müssen die Menschen vor Gott fliehen? Weil er sagt: Keiner soll auf meinem Weg verharren. Wer abseits stehen will, ist frei seinen eigenen Weg zu gehen.